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Kann man Realität als Klartraum inszenieren?

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Ein Forenbeitrag von Hans Mack   Hier gehts direkt zum Dialog bei Klartraum-Forum.de

Ich mag es interdisziplinär und verbinde hier die Fachbereiche Klartraum, Kommunikationsforschung und Schauspielkunst.

Ich hatte schon oft Klarträume, interessiere mich seit Jahren für Klartraumforschung, Kommunikationsforschung, Gehirnforschung, sowie Realitätsforschung (auch Radikaler Konstruktivismus genannt, ein Bereich der Philosophie) und ich arbeite als Schauspiellehrer.

Ich beschäftige mich damit, ob dieser spezielle Bewusstseinszustand des Klartraums nicht nur im Traum, sondern auch in der realen Realität möglich ist.
Ist es möglich, so wie der Klarträumer aus dem automatischen, unbewussten Traum erwacht, auch aus dem gleichsam automatischen „Lebens-Film" aufzuwachen, in den man hineingeboren wurde?
Kann man also auch im Leben zum Regisseur seiner Rolle werden, das anerzogene und historische überwinden und willentlich seine Wünsche wählen?
Ich denke dass ist nicht nur eine äußerst spannende Frage, ich denke auch dass dies unter bestimmten Bedingungen real möglich ist.

Wenn ich den Klartraum-Realitätstest mache, indem ich z.B. versuche mit der Hand in die Wand zu greifen und mir dabei die Frage stelle ob ich träume, dann ist es nicht ganz richtig, wenn ich behaupte dass ich wach bin, nur weil die Hand nicht in der Wand versinkt oder der Lichtschalter funktioniert etc. Ich bin zwar dann definitiv nicht im nächtlichen Traum, die Realität in der ich mich jedoch befinde, weißt Parallelen zum nächtlichen Nicht-Klartraum auf. Denn ich stecke im eigenen Film meiner Kausalität (Ursache – Wirkungskette) die sowohl Tagesrhythmus, Wochenrhythmus, Jahresrhythmus und Lebenslauf bestimmt. Das Leben, Herkunft, kulturelle Sichtweisen, Status... steuert mich und meine freie Steuerungsmöglichkeit ist dadurch stark eingeschränkt. Ich kann also nicht sozusagen über meinem Schatten springen. Z.B. wenn ich ein Bettler bin kann ich nicht wie im nächtlichen Klartraum a tok zum König werden.
Ich meine also, dass das normale Leben in vielen Bereichen logischerweise nicht die Eigenschaften eines Klartraums aufweißt, obwohl dies wie gezeigt werden soll möglich wäre und zwar besonders leicht wenn das Kollektiv dabei mitspielen würde.

Unser Gehirn entwirft nicht nur das nächtliche Szenario, die nächtliche REM - Traumwirklichkeit. Es entwirft und berechnet auch das Szenario und die Wirklichkeit am Tage. Wie wir Realität wahrnehmen ist im Prinzip ein Rechenprozess. Was z. B. nicht bekannt ist, wird erst mal nicht wahrgenommen. Wenn das Gehirn Widersprüche wahrnimmt, dann wird reflexhaft ausgeblendet und zwar oft schon bevor wir das wahrnehmen. Auch kollektiv besteht die Tendenz Wahrnehmung abzugleichen, durch Kommunikation zu einer übereinstimmenden Wahrnehmung zu kommen und alles was eckt und kantet wegzuignorieren, zu verbieten oder zu tabuisieren. Wirklichkeit ist also ein kollektiver Prozess, der sozusagen zu einer Teilwirklichkeit führt, die dann als ganze Wirklichkeit wahrgenommen wird. Die Medien mit ihrem Konstrukt einer Mainstreamwirklichkeit mischen hier natürlich stark mit.

Unser Weltbild im Wachzustand ist also eine Simulation der Welt, die im Gehirn stattfindet. Das Selbstbild (Thomas Metzinger spricht hier vom „Mentalen Selbstmodell“) ist eine Simulation innerhalb dieser Weltbildsimulation, in der ich mich und meine Eigenschaften definiere und verankere.
Realität entsteht, indem viele Menschen aufgrund dieser Basis ihre Selbst- und Weltbilder kommunikativ vernetzen. Hier entsteht sozusagen eine kollektive Simulation, die wir Wirklichkeit nennen.

Je mehr Wissen wir sammeln umso mehr sehen wir heute die Tendenz vom Realitätsprinzip hin zum Simulationsprinzip. Realität ist also eine kollektive Simulation unserer Gehirne und insofern ist sie gleichzeitig wahr und nicht wahr, genauer gesagt ist sie damit relativ und von der Perspektive, von der Ernstnahme und dem (gemeinsamen) Glauben abhängig.

Aus diesen Gründen wird es möglich das Simulationsprinzip auf eine neuartige Art zu nutzen
um damit mit einer Gruppe von Menschen Realität innerhalb eines sogenannten ästhetischen Raumes neu, kreativ und willentlich steuerbar zu konstruieren.
Im Schauspielunterricht während der sogenannten „Improvisationsübungen nach Stanislawski“ wird dieses Prinzip bereits seit langem erfolgreich angewendet. Hier existiert, von der Öffentlichkeit bisher kaum wahrgenommen bereits eine Möglichkeit Wirklichkeit nach Wunsch zu formen.

Dieses ernste Spiel mit Wirklichkeit und Szenarien entspricht (mit geübten Leuten) dem Zustand des Klartraums auf kollektiver Basis. Es handelt sich hier um die Manifestation von gemeinsam formbarer Realität innerhalb eines Zeitraumes und über übliche Beschränkungen hinweg. Alles was vorstellbar ist kann erlebt, erfühlt und dargestellt werden, innerhalb der physikalischen Grenzen und innerhalb der Grenzen, welche die Teilnehmer zulassen. Diese Zulassung kann ähnlich weit gehen, wie die Zulassung der Erlebnisse in einem individuellen nächtlichen Klartraum. Man kann also seine tiefste Ängste oder Wünsche realisieren, wie im Klartraum. Die Spannung während dieser Erlebnisse ist ähnlich hoch wie beim Klartraum, man fühlt sich extrem lebendiger und kann die Möglichkeiten ausspielen und ausleben, die sonst im Schatten liegen wie im Klartraum.

Schauspiellehrer und ihre Großmeister (Stanislawski, Tschechow, Strasberg, Brecht, Boal) behaupten, dass es sich bei qualitativ gutem Schauspiel um Realität handelt, auch wenn diese Behauptung absolut nicht mit dem üblichen Weltbild der meisten Menschen kompatibel ist!

Der Zeitraum dieses Realitätsspiels könnte expandieren und der Bühnenraum könnte z.B. auf ein Dorf erweitert werden. Wir betreten hier Neuland in der Simulation von Realitäten.
Für Teilnehmer die an solch einer Art von spielerisch-ernster Realität mitwirken, dürfte das Erleben eines kollektiven „Klartraums“ noch faszinierender sein als das Erleben eines nächtlichen individuellen Klartraums. Außerdem könnten diese Erfahrungen dann auf vielerlei Art, von der Sozialforschung bis zur praktischen Friedensforschung genutzt werden.

Konstruierte Realität bekommt eine Gleichwertigkeit zu wild und natürlich gewachsener, also kausaler Realität.

Die theoretische Grundlage für diese außerordentliche Behauptung liegt in den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kommunikationsforschung, die der üblichen naiven und traditionellen Auffassung von Wirklichkeit widerspricht. Der Umgang und die praktische Umsetzung dieser Erkenntnisse und Möglichkeiten steckt in den Kinderschuhen.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kommunikationsforschern, Klartraumforschern und Schauspielpraktikern gibt es nicht und gab es nie.

Ich plädiere dafür, ein Laboratorium für entsprechende praktische Projekte einzurichten und suche eine Zusammenarbeit mit Universitäten, Stiftungen, interessierten Leuten und im Zusammenhang mit der Platzierung dieses Mails im Forum hier, auch mit Klartraumforschern.

Es geht also darum, die Bewusstseins- und Freiheitsstruktur des luziden Traums auch in die Realität zu übertragen.
Der Unterschied zum luziden Traum besteht vor allem darin, dass ein entsprechender Zustand in der Realität nur
k o l l e k t i v möglich ist.

Ich habe zur Thematik Klartraum und Philosophie eine Webseite eingerichtet: www.luzidertraum.de (Zum Thema Klartraum finde ich klartraum.de und das Forum hier übrigens sehr gut und verlinke darauf)

Eine nähere Erklärung zur hier beschriebenen Projektidee gibt’s unter:
www.realtheater.de    (Projekt RealTheater)

Näheres zum hierzu relevanten Thema Kommunikationsforschung unter: www.radikaler-konstruktivismus.de

Gruß

Hans
www.hans-mack.de

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Die komplette Diskussion zu diesem Forenbeitrag befindet sich unter: www.klartraum-forum.de/forum
Falls der Direktlink nicht funktionieren sollte: Dort zuerst den Ordner "Philosopisches" klicken  und dann lange nach hinten klicken (weil dieser Beitrag vom 23.04.2005 ist) bis zu dem Thread "Kann man Realität als Klartraum inszenieren?" - es gibt dort ziemlich viele Antworten und Beiträge dazu.


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Text: Neo von Terra  alias Hans Mack  (1)   2012
Der Autor dieser Seite ist freischaffender Künstler und arbeitet als Friedensaktivist, Kabarettist und Schauspiellehrer

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